Im Dezember vor zwei Jahren klang alles so wunderbar einfach. Ich kombiniere 60 bereits bestehende Newsletter zu einem kleinen Buch und bringe das dann auf Englisch und Deutsch heraus. Das war die Idee. Heute kann ich sagen: Ich hatte keinen Schimmer, was wirklich nötig ist, um diesen Plan erfolgreich umzusetzen. Nun sind beide Bücher aber trotzdem veröffentlicht und so dachte ich, es wäre ein guter Zeitpunkt, einen Schritt zurückzutreten, um darüber nachzudenken, was ich auf dieser besonderen Reise gelernt habe. Hier sind meine sieben wichtigsten Erkenntnisse:
1. Höre auf deine innere Stimme und kenne das WARUM!
Am Anfang hatte ich nur ein paar Gedanken und – sagen wir – ein vages Gefühl darüber, was ich eigentlich schreiben wollte. Weil der erste Satz immer der schwerste und der schlüssige Aufbau das überhaupt kniffligste am Schreiben eines Buches ist, sagte mir eine innere Stimme, ich sollte erstmal kleine „visuelle Spickzettel“ erstellen (s. nächstes Bild). Die begann ich dann Schritt für Schritt zu ordnen, bis irgendwann eine Art Erzählfluss entstand, mit dem ich mich gut fühlte.
Also begann ich Anfang 2022 mit dem eigentlichen Schreiben und machte schnell gute Fortschritte. Nach und nach wurde mir dabei auch klar, warum ich überhaupt an den Büchern arbeitete. Ich sah mich beim Schreiben auf einer persönlichen Zeitreise, auf der ich noch einmal den Zeitraum der letzten zwölf Jahre Revue passieren ließ. Mir wurde dabei bewusst, wie viel sich in meinem Leben geändert hatte und damit wurde der Schreibprozess zu einer Art „Dankbarkeits-Therapie“. Ich verstand, dass mein WARUM nicht darin bestand, ein Buch für die New York Times-Bestsellerliste zu schreiben. Mein WARUM war vielmehr, meinen Lebensweg zu dokumentieren, die gemachten Erkenntnisse festzuhalten und den vielen guten Menschen zu danken, die mich dabei unterstützt hatten. Mir über das WARUM im Klaren zu sein, war später im Prozess eine sehr große Hilfe. Mehr dazu weiter unten.
2. Plane genügend Zeit ein und sei darauf vorbereitet, dass es wahrscheinlich immer noch doppelt so lange dauern wird!
Als ich Ende 2021 angefangen hatte, war es mein ehrgeiziges Ziel, die beiden Bücher bis Weihnachten 2022 fertig zu haben. Ich hatte keine Ahnung davon, wie unrealistisch das war. Obwohl die Grundlage mit den 60 Newslettern bereits vorlag, war es unglaublich, wie sehr ich den wirklich notwendigen Aufwand unterschätzt hatte. Schreiben, Bearbeiten, Überarbeiten, Bildvorbereitung, Buchdesign, Satz, Coverentwicklung, Korrekturlesen, Marketing und Veröffentlichung – man muss es selbst erfahren haben, um den wirklichen Aufgabenumfang einer Buchpublikation wirklich abschätzen zu können.
Dem Hinweis von Erfolgs-Buchautor Tim Ferriss folgend begann ich Anfang 2022 frohen Mutes jeden Morgen die ersten anderthalb bis zwei Stunden zu nutzen, um an meinem „Projekt“ zu arbeiten. Ich habe auch an den meisten Wochenenden geschrieben, und das alles, während ich meine Coaching-Praxis leitete, als Berater arbeitete und dabei regelmäßig nach Hongkong reiste, Psychotherapie studierte und meine Coaching-Lizenz erneuerte. Der Aufwand forderte seinen Tribut, wie du weiter unten sehen wirst! Ich hätte mir einfach mehr Zeit gönnen sollen. Der folgende Zeitplan zeigt ganz gut, wie lange die Dinge am Ende tatsächlich gedauert haben.
3. Binde Experten ein … lieber früher als später!
Eine Lektion wurde mir leider erst sehr spät und schmerzhaft bewusst, nämlich bestimmte Experten früher einzubeziehen. Nachdem ich bereits ein gutes Jahr geschrieben hatte, dachte ich im März dieses Jahres, ich wäre fertig und auf dem besten Weg, das Buch zu Weihnachten ohne Zeitdruck herauszugeben. Dies war die Zeit, in der sich mein Freund Detlef ausführlich und kritisch mit dem Buch auseinandersetzte. Seine über 250 Kommentare waren nicht leicht zu verdauen, aber mehr als berechtigt, hilfreich und, was am wichtigsten ist, sie führten zu einer kompletten Überarbeitung des dritten Teils. Dadurch erhielt das Buch ein neues Gesicht. Es war hart, fast 40.000 Wörter zu streichen, aber absolut notwendig. Ich wünschte, ich hätte Detlef früher eingebunden, was viel Zeit und Mühe bei der Übersetzung und Bearbeitung gespart hätte. Im Nachhinein hat es trotzdem funktioniert und ich bin froh, dass ich zum richtigen Zeitpunkt ein starkes Expertenteam gefunden hatte. Ich denke, das lag hauptsächlich daran, dass ich Folgendes lernte:
4. Paddle immer weiter!!
Der Beginn des Neuschreibens von Teil drei im März 2023 fühlte sich an wie eine kaum zu bewältigende Anstrengung. Ich glaube, das kann jeder „Kreative“ nachvollziehen, der schon einmal in eine erste Fassung viel Kraft und Ideen gesteckt hatte und nun von ihm dasselbe scheinbar noch einmal verlangt wird. Vor allem, weil der erste Wurf offenbar nicht erfolgreich war. Aber irgendwie nahm ich die Herausforderung trotzdem an und schrieb jeden Tag Zeile für Zeile weiter. So wurde langsam eine Seite nach der anderen fertig! Aber es war hart.
Ich habe kürzlich mit meinem ehemaligen P&G-Mentor Mike über diese schwierige Zeit gesprochen. Er lächelte nur und sagte: „Du hast das Wichtigste getan!“ Ich fragte ihn, was er damit meinte. Er lachte nur: „Du bist weiter gepaddelt!“ Sein Punkt war, dass sich Türen öffnen und Dinge passieren werden, solange wir jeden Tag konsequent und Stück für Stück „paddeln“. Paddeln bedeutete für mich, jeden Tag ein paar Zeilen zu schreiben, und ich denke, diese Konstanz hat dazu beigetragen, dass Unterstützung auftauchte, als ich sie tatsächlich brauchte. So erschienen neben Sebastian, Christian und Detlef weitere Experten wie Karen Sawrey (Coverdesign), Andrea Päch (Buchdesign & Layout), Jörg Metze (Illustrationen), David Hailand und Stefan Kahlau (Korrekturlesen) wie durch ein Wunder zur richtigen Zeit.
5. Lass das Ego vor der Tür!
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Schreiben eine sehr persönliche Angelegenheit sein kann und dass es schwer zu verdauen ist, Feedback von anderen zu erhalten, vor allem wenn es nicht ausschließlich positiv ist. Aber im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich mit Detlef, Sebastian und Christian ein kleines Philosophisches-Poeten-Team hatte, das mich auf Trab gehalten hat. Auch wenn ich regelmäßig meinen Stolz herunterschlucken musste. Sei es die Fertigstellung des Covers (wofür ich wahrscheinlich 20 bis 30 verschiedene Vorschläge eingereicht habe, die alle abgelehnt wurden), die Ausarbeitung der Einleitung, die Veröffentlichungsbotschaften oder viele andere Aspekte des Produktionsprozesses; das Feedback und die Lösungsvorschläge dieses äußerst diversen Teams waren entscheidend. Es hat sich absolut gelohnt, mein Ego vor der Tür zu lassen. Danke Detlef, Sebastian und Christian!!!
6. Nimm dir Zeit zum Nachdenken und tanke neue Energie!
Das Schreiben von rund 240.000 Wörtern in zwei Büchern und Sprachen (siehe unten) war ein gewaltiges Unterfangen. Unter der Annahme, dass ein Standardroman etwa 80.000 Wörter hat, habe ich technisch gesehen drei geschrieben ☺. Vor allem die Überarbeitung von Teil drei war dabei eine große Herausforderung. Denn aufgrund des zunehmenden Zeitdrucks begann ich nun manchmal um 5 Uhr morgens mit dem Schreiben, da ich ja auch noch meinen „Tagesjob“ erledigen musste. Das hatte zur Folge, dass ich mehr und mehr auch begann, meine Morgenmeditationen wegzulassen. Stattdessen ging ich direkt zum Schreibtisch, um mit dem Schreiben zu beginnen. Das war wahrscheinlich der größte Fehler, den ich gemacht habe. Gegen Ende des Projekts fühlte ich mich vom Zeitdruck, der Arbeitsbelastung und der Komplexität, alles unter einen Hut zu bringen, einfach nur erschlagen. Erst während einer Zeit des Loslassens, Innehaltens und Nachdenkens bei einem Ausflug nach Wales wurde mir klar, was passiert war. Ich hatte teuer dafür bezahlt, meine morgendlichen Meditationen aufzugeben. Im Nachhinein glaube ich, dass tägliches Reflektieren und die Zeit zum Auftanken für jedes Großprojekt wie dieses absolut kritisch und unerlässlich sind.
7. Hab keine Angst!
Als ich mich dem Abschluss näherte, tauchte eine neue Herausforderung auf. Ich zögerte, den letzten Schritt zu tun und das Buch der Welt zugänglich zu machen. Gespräche mit Anne und anderen brachten eine tiefsitzende Angst ans Licht. Es mag trivial klingen, aber ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie das Buch ankommen würde und was passieren würde, wenn es kein Interesse oder negatives Feedback gäbe. Wenn man ein sehr persönliches Buch schreibt, gibt man gewissermaßen den Schutz der Anonymität auf. Man macht sich verletzbar. Es ist Risiko und Wagnis zugleich. Rückblickend war es mein WARUM, das mich über diese „letzte Meile“ geführt hat. Ich legte das Streben nach Perfektion zur Seite. Das gab mir die Freiheit, meine Reise anzuerkennen und zu akzeptieren, dass diese beiden Bücher nun Teil davon waren, wie auch immer sie von den LeserInnen aufgenommen wurden. Ich sah meine Angst, nahm sie an und machte trotzdem weiter, indem ich die Bücher in die Welt hinausgeschickt habe.
Nachdem jetzt also beide Bücher „unterwegs“ sind, möchte ich mich noch einmal bei allen Menschen bedanken, die mir geholfen und mich begleitet haben. Ich wünsche Euch allen Frohe Weihnachten sowie ein glückliches und gesundes, neues Jahr. Und falls du noch auf der Suche nach einem schönen Last-Minute-Geschenk für einen Freund, die Familie oder dich selbst bist, hier sind zwei wirklich gute …☺!
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