Vor zwölf Jahren schien mein Leben von außen betrachtet erfolgreich und positiv zu sein. Ich hatte einen guten Job als Supply Chain Direktor bei Procter & Gamble, bekam ein ansehnliches Gehalt und lebte in einer schönen Immobilie mit Blick auf die Skyline von Singapur. Aber ich merkte, dass irgendetwas fehlte. Unter der glänzenden Oberfläche fühlte ich mich unerfüllt und gefangen, man könnte schon fast sagen: verloren. Nach einer Reihe spektakulär gescheiterter Beziehungen, einer angeknacksten Gesundheit und ‘gefesselt’ im goldenen Käfig meines gut bezahlten Jobs stand ich an der Wegkreuzung einer klassischen Midlife-Krise.
Irgendetwas musste passieren. Am 5. Mai 2012 machte ich mich daher auf eine 800 Kilometer lange Reise den Jakobsweg entlang nach Santiago de Compostela – und zu mir. Ich hatte keine Idee, was mich erwarten würde, doch es übertraf alle meine vagen Vorstellungen. Denn es stellte mich und mein Leben komplett auf den Kopf. Erst zerbrach mich der Marsch, dann baute er mich neu auf und gab mir letztlich den Mut, meinen eigenen Weg zu finden und zu gehen.
Eine der vielen Veränderungen war, meine bis dahin solide Karriere aufzugeben, ein weltweit anerkanntes Unternehmen zu verlassen und stattdessen Vollzeit als selbstständiger Executive Coach zu arbeiten. Bei der Arbeit mit meinen Kunden entdeckte ich verschiedene Herausforderungen, denen wir früher oder später alle in unseren beruflichen und persönlichen Leben zu begegnen scheinen. Anfang 2017 wollte ich diese Herausforderungen besser verstehen und begann deshalb, meine Erfahrungen und Erkenntnisse in Form von kleinen Anekdoten und Geschichten in monatlichen Newsletters festzuhalten und diese mit den Menschen aus meinem Netzwerk zu teilen.
Im Laufe der Jahre habe ich nun mehr als 75 solcher Newsletter erstellt, wobei jeder das Ergebnis einer bemerkenswert globalen Zusammenarbeit ist. Einmal im Monat wird mein englischer Entwurf von Tom Wadenfels in den USA fachmännisch editiert. Anschließend wird er von Christian Henkel, einem erfahrenen freiberuflichen Journalisten, ins Deutsche übersetzt, bevor sein Bruder und guter Freund Martin ihn abschließend auf Grammatik und die berühmt berüchtigte Kommasetzung überprüft. Celine Binder, ansässig in Singapur, veröffentlicht dann jeden Newsletter auf meiner Website und per E-Mail.
Das Feedback zu diesen Newslettern war über die Jahre so positiv gewesen, dass in mir die Idee reifte, daraus ein Buch zu entwickeln. Diesen für mich etwas anmaßenden und verrückten Plan teilte ich während eines Spaziergangs meinem Freund Sebastian Michael in London mit. Sebastian ist professioneller Schriftsteller, er fand sofort Gefallen daran und gab mir Mut, das Buch zu beginnen.
Ich habe die Challenge angenommen. Als deutscher Maschinenbauingenieur, der ich von Haus aus bin, ging ich dabei sehr systematisch vor. Ich erstellte für jeden Newsletter und persönlichen Meilenstein eine Art „Spickzettel“. Und dann, an einem kalten und regnerischen Sonntag zu Beginn des Jahres 2022, legte ich unter den wachsamen Augen meines Chief Enjoyment Officers, Katze Rosie, diese Zettel auf den Boden in unserem Wohnzimmer in London aus.
Mit der gewonnenen Draufsicht, der Vogelperspektive gewissermaßen, begannen die Papierschnipsel allmählich einen Sinn zu ergeben. Es entstand eine Ordnung, ein roter Faden. Ich begann das Narrativ zu erkennen, welches die Mosaiksteine persönlicher Erfahrungen mit den Themen der Newsletter verband. Und diese gemeinsame Linie war nichts anderes als: mein eigenes Leben.
Es war meine persönliche Reise mit all ihren Rückschlägen, Veränderungen und Wandlungen, welche die beiden Stränge der persönlichen Meilensteine und der Newsletter scheinbar magisch miteinander verknüpften. Ich konnte damit zum ersten Mal sehen, wie das Buch funktionieren könnte. Damit war es dann auch an der Zeit, mit dem Schreiben zu beginnen.
Durch die große Hilfe von Sebastian und Christian ist schrittweise ein englisches und ein deutsches Buch entstanden. Doch damit war die Arbeit nicht getan, im Gegenteil: Damit ging sie erst richtig los. Den Anfang machte ein anderer guter Freund, immerhin Doktor der Philosophie und nachgewiesenes „Arbeitstier“, Detlef Thiel. Zu Beginn hatte ich mit seinen mehr als 250 Korrekturanmerkungen und Kommentaren zu kämpfen. Immerhin kratzt das auch an der Eitelkeit. So viel hatten wir drei also doch noch nicht erreicht. Am Ende muss ich zugeben, dass Detlefs „Intervention“ das Buch noch einmal stark verbessert hat, auch wenn ich den dritten Teil dafür komplett neu schreiben musste.
Danach fühlten wir uns bereit, am Buchdesign zu arbeiten, und hier erhielt ich Unterstützung von einem Freund aus der Verlagswelt, der mich mit Andrea Päch und Jörg Metze in Verbindung brachte, die ein freundliches und professionelles Konzept für das Buch entwickelten. Eine andere gute Freundin, die Autorin Karen Sawrey, gestaltete die Cover, und ich erhielt ebenfalls fachkundige Hilfe von David Haviland und Stefan Kahlau, die die englischen und deutschen Versionen im Augenblick noch einmal ganz akribisch Korrektur lesen. Auf der gesamten Reise zur Bucherstellung stand meine Frau Anne immer an meiner Seite. Sie war meine größte Kritikerin und Cheerleaderin, die mich durch die Hochs begleitete, mir aber vor allem durch die vielen Tiefs hindurchhalf.
Mit all dieser Unterstützung nähern sich sowohl das englische als auch das deutsche Buch nun der Veröffentlichung in den kommenden Wochen. Trotz des Titels, “Geh Deinen Weg”, ist es wichtig zu sagen, dass das Buch nie entstanden wäre, hätte es nicht die vielen bemerkenswerten Menschen gegeben, die mir auf dem Weg so sehr geholfen haben. Die Reise zu meinem Buch fühlt sich insgesamt ein bisschen wie der Jakobsweg selbst an. Zuweilen war und ist sie sehr herausfordernd, hart und manchmal regelrecht hoffnungslos. Aber am Ende überwiegt das erfüllende Gefühl, zusammen mit einem Team etwas Schönes geschaffen und erreicht zu haben.
Wie bei einer Pilgerreise oder dem Schreiben eines Buches ist unser Leben in viele einzigartige Abenteuer, Erfahrungen und Lernprozesse unterteilt, die sich am Ende zu unserer Biographie zusammenfügen. Für mich ist eines der wichtigsten Dinge, dass wir auf unseren Reisen nicht allein sind. Es gibt Menschen um uns herum, die mit uns gehen, die uns in schwierigen Zeiten helfen und denen wir manchmal unsere eigene Unterstützung geben können, ganz gleich wie gering sie auf den ersten Blick auch aussehen mag.
Meine beiden Herausforderungen heute sind nach dieser langen Vorrede einfach.
Erstens möchte ich dich fragen, wer sind die Menschen, die dir auf deiner Reise helfen? Wer ist da, wenn es schwierig wird? Wer unterstützt dich, egal was passiert? Und wer könnte vielleicht gerade jetzt ein wenig Hilfe von dir gebrauchen? Nimm doch vielleicht heute einmal Kontakt zu einigen dieser Menschen auf und bedanke dich, dass sie an deiner Seite sind. Oder vielleicht rufst du jemanden an, der eventuell gerade deine Hilfe gebrauchen könnte?
Zweitens bitte ich dich noch etwas Geduld zu haben, bis das Buch veröffentlicht ist, um dann so viele Exemplare für dich und deine Freunde zu kaufen, wie du nur kannst. Ich bin mir sicher, es wird ein wunderbares Weihnachtsgeschenk :-).
Also, bleib’ gespannt!
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