Es ist jetzt genau ein Jahrzehnt her, dass ich im April 2014 den entscheidenden Schritt wagte und mein Coaching-Unternehmen in Singapur gründete. Voller Begeisterung und wohl auch mit einer gehörigen Portion Naivität sprang ich damals hinein ins wilde Wasser der Selbstständigkeit. Und während ich mein zehnjähriges Geschäftsjubiläum feiere, habe ich mir die Zeit genommen, um über Lektionen nachzudenken, die ich „unterwegs“ gelernt habe. Ich möchte sie gern mit euch teilen.
1. Sorge für einen guten „Vitamin E“ – und „Vitamin F“ – Haushalt!
Meine Reise als selbständiger Coach hätte beinahe ein jähes Ende gefunden, bevor sie überhaupt richtig begann. Denn, nachdem mein Antrag auf eine Arbeitsgenehmigung (EP) in Singapur zweimal abgelehnt worden war, sah ich mich plötzlich mit der Tatsache konfrontiert, Tourist an einem Ort zu sein, den ich neun Jahre lang mein Zuhause genannt hatte. Das Ministerium für Arbeit verlangte von mir Coaching-Verträge, um an denen ablesen zu können, wie groß meine Chancen auf eine berufliche Betätigung als Coach wohl sein würden.
Glücklicherweise konnte ich mit der Unterstützung meiner Fußballerfreunde einige erste Verträge abschließen und mithilfe eines Arbeits-Visa-Experten doch noch den Erhalt meiner EP eintüten. Allerdings war meine Annahme, dass jetzt, da mein „Laden“ geöffnet sei, die Kunden in Scharen zu mir strömen würden, eine Spur zu optimistisch. Denn vor meiner „Tür“ wartete einfach mal gar niemand.
Daraufhin tätigte ich mein erstes echtes Investment – und engagierte mit Denise Hedges eine erfahrene Business-Trainerin. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Nutzung persönlicher Netzwerke, der Bildung strategischer Allianzen und der Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit durch Vorträge und Workshops. Ihre Hilfe sollte sich als entscheidend für den schrittweisen Aufbau meiner Praxis erweisen.
Mit Denises Hilfe musste ich mich einigen wirklich herausfordernden Fragen stellten. Gleichzeitig gelang es mir aber auch, mein Fußballnetzwerk zu Hilfe zu rufen. Die Empfehlungen meiner Freunde und die daraus resultierende Unterstützung übertrafen meine Erwartungen und ermöglichten mir letztendlich den eigentlichen Einstieg als Coach.
Ich bin froh sagen zu können, dass diese Unterstützung seitdem nicht aufgehört hat. Insofern möchte ich die Gelegenheit ergreifen und Khun Rob, Air-Plane-Roland, Warm-Water-Roland, Denis, Markus D., Katze Klaus, Tommy, Nocki, Madse, Christian und vielen anderen DANKE sagen.
Wenn ich zurückblicke, waren Vitamin F (Fußballnetzwerk) und Vitamin E (Experten) absolut entscheidend, um zu „überleben“. Diese Tatsache wurde kürzlich noch einmal eindrucksvoll bestätigt, als ich in London mit meinem „Buch-Macher-Team“ zusammenkam, um die unschätzbare Unterstützung zu feiern, die mir all diese Experten beim Schreiben und Veröffentlichen gegeben hatten.
2. Mache es wie Paul Smith!
Meine zweite Erkenntnis steht in engem Zusammenhang mit den Lebensratschlägen des erfolgreichen britischen Modedesigners Paul Smith. Zu Beginn hatte Paul nicht das Geld, um sein Business in Gang zu bringen. Also traf er die strategische Entscheidung, von Montag bis Donnerstag in normalen Jobs zu arbeiten, um in den Bereichen, in denen er bereits Erfahrung und Wissen hatte, Geld zu verdienen. An den anderen drei Tagen konzentrierte er sich dann voll auf die Entwicklung seines Modegeschäfts, wobei er die finanziellen Mittel, welche er in den ersten vier Tagen der Woche verdient hatte, gezielt einsetzte.
Der Rest ist Geschichte, denn er baute eine weltweit erfolgreiche Modemarke auf. Wenn ich auf meinen Weg in die Selbstständigkeit zurückblicke, wird mir klar, dass ich mein Grundeinkommen vor allem als Berater verdiene mit Fähigkeiten, die ich mir während meiner Zeit im Supply Chain Management bei Procter & Gamble angeeignet habe.
Obwohl ich immer das Gefühl hatte, dass ich mich von meiner Beratertätigkeit trennen und mich zu 100 Prozent auf das Coaching konzentrieren sollte, ist sie mittlerweile nicht nur zu einer etablierten Praxis geworden, die mir Spaß macht und die „die Rechnungen bezahlt“. Sie hilft mir auch, ein besserer Coach zu werden, denn als aktiver Berater kann ich mich viel besser in die Lage meiner Kunden versetzen, da ich selbst den Druck spüre, den die Arbeit in einer Firma mit sich bringt.
3. Erkenne, warum du … ein Gärtner sein solltest!
Das Wort „selbstständig“ besteht aus den beiden Ausdrücken „selbst“ und „ständig“, was unter anderem auch bedeutet, dass man ständig arbeiten könnte oder sollte. Ja, und natürlich bin auch ich in diese Falle getreten. Ich war oft dabei, nach einer Sache gleich die nächste zu beginnen. So hatte ich aber kaum Gelegenheiten, mich auszuruhen. Ein harter Fakt ist, dass auch ich mehrmals kurz davorstand, auszubrennen.
In den schwierigsten Zeiten war es deshalb extrem wichtig, mich an mein „Warum“ zu erinnern. Warum wollte ich mein eigenes Unternehmen gründen? Meine Antwort darauf basierte immer auf dem folgenden Zitat: „Wenn du eine Stunde lang glücklich sein willst, betrinke dich; Wenn du eine Woche lang glücklich sein willst, heirate. Wenn du aber für immer glücklich sein willst, dann besorge dir einen Garten.“
Als ich dieses Zitat sah, hatte ich eine bemerkenswerte Visualisierung und Offenbarung, denn die Arbeit mit Coaching-Kunden ist wie das Pflegen von Blumen in einem Garten. Anstelle von Pflanzen arbeite ich mit „menschlichen Blumen“, unterstütze sie, pflege sie und bringe sie so vielleicht zur Blüte.
Wenn ich diese Arbeit also richtig mache, besteht eine Chance, „für immer glücklich sein.“ Bis heute ist diese Erkenntnis für mich der Grund, jeden Morgen aufzustehen. Ich arbeite in meinem Garten und sehe, welche Blume etwas Bewässerung oder Pflege benötigt, damit sie blühen oder eine schwierige Trockenperiode überstehen kann.
4. Besorg dir deine eigenen Cheerleader!
Selbstständig zu sein, kann ein sehr einsames Unterfangen sein, auch wenn ich als Coach jeden Tag mit vielen Menschen spreche. Im Nachhinein wird mir klar, dass es für mich von entscheidender Bedeutung war, eine Gruppe von verlässlichen Cheerleadern zu haben. Menschen, die in schwierigen Zeiten mit einem Wort der Unterstützung da sind und mir versichern, dass alles gut werden wird.
Ich habe das Glück, mit einigen engen Freunden und meinem Supervisor Steve laut denken zu können. Und doch brauchen wir alle Unterstützung an der Heimatfront, und in dieser Hinsicht kann ich mit Freude sagen, dass meine Frau Anne meine größte Cheerleaderin ist und mir auch durch die schwierigsten Zeiten geholfen hat und hilft.
Ich bin heute stolz auf zehn bemerkenswerte Jahre voller Lernen, Wachstum und Herausforderungen. Diese zehn Jahre waren tatsächlich „meine“ zehn Jahre, in denen ich gelernt habe, „selbstständig“ zu sein und gleichzeitig einen kleinen Unterschied in der Welt zu machen.
Leicht war es nicht, aber meine fünfte Erkenntnis ist, dass sich diese Mühe absolut gelohnt hat, und ich mich deshalb sehr darauf freue, das nächste Jahrzehnt als Gärtner im „Garten der menschlichen Blumen“ anzugehen.
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