Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) ist als einer der einflussreichsten Dichter, Romanautoren und Denker Deutschlands bekannt. Doch im Jahr 1777 wagte er sich auch an die Kunst. Mit der Unterstützung seines früheren Lehrers Adam Friedrich Oeser entwarf Goethe eine Skulptur und beauftragte einen Steinmetz, sie für seinen Garten in Weimar anzufertigen.
Auf den ersten Blick war es eine einfache Konstruktion: Ein massiver Würfel als Basis, darauf eine ruhende Kugel. Doch die Symbolik reichte weit tiefer.
Dr. Bernd Gross, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons
Der Würfel stand für Stabilität und Beständigkeit, das Fundament des Lebens. Die Kugel hingegen symbolisierte Bewegung, Wandel und Ungewissheit. Manche sehen in diesem Denkmal eine Liebeserklärung Goethes an Charlotte von Stein. Andere interpretieren es als Ausdruck seiner Dankbarkeit – für sein Zuhause, seinen Garten und das Leben, das er sich aufgebaut hatte.
Wenn wir Goethes Skulptur betrachten, können wir das Gefühl von Stabilität, Klarheit und Weisheit nachempfinden – dieses Wissen, festen Boden unter den Füßen zu haben, eine solide Grundlage, die uns trägt, egal, was das Leben uns entgegenwirft.
Vielleicht haben wir uns alle schon einmal so gefühlt. Goethe nannte seine Skulptur den “Stein des Guten Glücks” – und sie steht bis heute in Weimar.
Fast 250 Jahre später griff der belgische Künstler Kris Martin Goethes Konzept auf – und stellte es im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf.
Im Jahr 2023 enthüllte er eine Skulptur, die das Design von Goethe umkehrt: Eine Kugel als Basis, darauf ein wacklig balancierender Würfel.
https://www.artsy.net/show/konig-galerie-kris-martin-good-luck?sort=partner_show_position
Die Konstruktion trotzt jeder Logik. Sie wirkt instabil, als würde sie jeden Moment umkippen.
Und doch … fühlt sich das nicht genau nach dem Leben an, das wir heute führen?
Viele von uns versuchen, mit den ständigen Herausforderungen Schritt zu halten – wirtschaftliche Unsicherheiten, politische Instabilität, Umweltkrisen, persönliche Schicksalsschläge. Die Sicherheiten, die uns einst getragen haben, erscheinen plötzlich brüchig. Der Boden unter uns fühlt sich nicht mehr so fest an.
Martin gab seiner Skulptur den Namen “Good Luck” („Viel Glück“) – ein Name, der auf zwei Weisen gelesen werden kann. Vielleicht als ehrlicher Wunsch nach Wohlbefinden in unsicheren Zeiten. Oder aber als ironische Anspielung auf die schiere Herausforderung, in der heutigen Welt das Gleichgewicht zu halten.
Interessanterweise verwendete Martin dasselbe Material wie Goethe: Seeberger Sandstein, gewonnen aus derselben Region um Weimar. Manche Quellen vermuten sogar, dass seine Skulptur von genau derselben Steinmetzerei gefertigt wurde, die einst Goethes “Stein des Guten Glücks” erschuf – eine Verbindung über Jahrhunderte hinweg.
Warum erzähle ich diese Geschichte?
Ich finde beide Skulpturen haben ihren Platz in unserem Leben.
An manchen Tagen fühlen wir uns wie Goethes Konstruktion – stabil, verwurzelt, stark. An anderen Tagen fühlt sich unser Leben an wie Martins Skulptur – kopfüber, fragil, ein Balanceakt.
Und wenn wir ehrlich sind? Momentan leben viele von uns mehr in Kris Martins Welt als in Goethes.
Aber eines sollten wir nicht vergessen: Beide Zustände gehören zum Leben.
Sie kommen und gehen, wie die Gezeiten. Die wahre Herausforderung ist, wie wir mit den Momenten umgehen, in denen alles unsicher erscheint. Es gibt keine universelle Antwort, aber hier sind fünf einfache Wege, um unsere Resilienz zu stärken, wenn das Leben schwierig wird.
Jeder Punkt ist mit einem kurzen Newsletter verlinkt, der die Methode durch eine Geschichte erläutert:
1. Sprich mit einem Freund – Halt in schwierigen Zeiten – durch ein Gespräch.
2. Atme langsamer – Kleine Atem-Anpassungen bringen Ruhe und Klarheit.
3. Ein Schritt nach dem anderen – Die Magie des Herunterbrechens.
4. Sei vorbereitet – Bereit sein, wenn es zählt, kann alles verändern.
5. “Flüchte nach innen” – Tiefere Bedeutung in der Herausforderung finden.
Falls du dich gerade in einer Phase befindest, in der das Leben unsicher erscheint, in der der Würfel auf der Kugel schwankt – erinnere dich daran, dass du schon einmal auf festem Boden gestanden hast.
Nutze die obigen Werkzeuge, um den Sturm zu meistern. Und vertraue darauf, dass du irgendwann wieder zur Stabilität zurückfindest – so wie Goethe es in Weimar tat, tief verliebt in Charlotte von Stein und im Frieden mit seinem Leben.
Viel Erfolg beim Balancieren. 😊