Abby ist zehn Jahre alt. Wie nicht wenige andere Kinder kämpft sie tapfer ihren ganz persönlichen Kampf gegen den Krebs. Abby liegt im Hasbro Children`s Hospital in Providence, Rhode Island, etwa 80 Kilometer von Boston entfernt.
Ihre Familie und vor allem auch die Ärzte und Krankenschwestern tun ihr Bestes, um dem Mädchen in den schwierigen Phasen der Chemotherapie und anderer Behandlungen die Tage so leicht wie möglich zu machen.
Abby ist stark, aber es gibt nicht wenige Momente, in denen Schmerz und Mühsal sie einfach überwältigen. An solchen Tagen freut sie sich vor allem darauf, dass die Uhr bald 20:30 anzeigt. Einige Minuten vor halb Neun gehen die Kinder des Hospitals dann mit ihren Taschenlampen an ihre Fenster und warten voller Vorfreude auf den Beginn einer ganz besonderen Prozedur.
Denn jeden Tag genau 20:30 Uhr schauen sie alle aus ihren Fenstern in die Nacht und auf eine Unzahl von Lichtern, die aus der ganzen Stadt zu ihnen aufblinken und heraufleuchten. Mit ihren eigenen Taschenlampen antworten die Kinder mit blinkenden Blitzen zurück zu denen, die sich versammelt haben, um den kleinen Patienten einen friedlichen und erholsamen Schlaf zu wünschen.
Es ist ein ganz und gar erstaunliches Ritual, was diese so unterschiedlichen Menschen zusammenkommen lässt, um sich gegenseitig zu unterstützen. Und ebenso erstaunlich ist der Mann, der es ins Leben gerufen hat.
Steve Brosnihan arbeitete schon länger im Hasbro Children`s Hospital. Als Karikaturist und Zeichner war er dafür verantwortlich die kleinen Seelen in ihrem täglichen Kampf zu unterstützen, indem er sie mit lustigen und fantasievollen Bildern unterhielt und ihnen damit ein paar wertvolle Momente der Unbeschwertheit schenken konnte.
Doch Steve Brosnihan war der Meinung, dass es noch etwas anderes geben musste, das man für diese Kinder tun konnte.
Es ist nun bereits über fünf Jahre her, dass der Zeichner auf seinem Nachhauseweg vom Krankenhaus begann, immer an einer bestimmten Stelle mit seinem Fahrrad stehenzubleiben, abzusteigen und das Vorderlicht seines Drahtesels auf die Front des Krankenhausgebäudes zu deuten, um seinen Schützlingen einen symbolischen Gute-Nacht-Gruß zu schicken.
Es dauerte nicht lange, bis die Kinder Steve‘s allabendliches Ritual zu schätzen lernten und begannen ihm ihrerseits ebenfalls blinkende Grüße zurückzusenden. Schnell sprach sich die tägliche Gute-Nacht-Prozedur der „Hasbro-Kinder“ auch außerhalb des Kinderkrankenhauses herum.
Zusammen mit früheren Patienten, ihren Eltern, Polizisten und lokalen Unternehmen begann sich die gesamte Gemeinde um Punkt 20:30 Uhr an verschiedenen Orten zu treffen, um ihre Lichter in Richtung Krankenhaus zu schicken.
Das tägliche Ritual wurde so beliebt, dass die Kinder einmal sogar einen Gute-Nacht-Gruß von einem äußerst weiten und ungewöhnlichen Ort erhielten. Im März 2019 schickte NASA-Astronautin Anne McClain einen Gruß von der Internationalen Raumstation ISS. McClain sprach direkt mit den Kindern im Krankenhaus, während die Lichter blinkten und sie sich schwerelos in ihrer Kapsel drehte. Wie sehr die Kinder davon bewegt und beeindruckt waren, zeigt dieses wunderbare Video, für das Ihr euch zwei Minuten Zeit nehmen solltet.
Auch die zehnjährige Abby zeigte ihre dankbaren Gefühle und sagt: „Es ist schön zu wissen, dass du weißt, dass dir so viele Menschen Gute-Nacht sagen. Ich gehe dann immer mit dem sicheren Gefühl ins Bett, dass sich jemand um mich kümmert.“
Aber diese einfache und kraftvolle Geste hilft nicht nur den Kindern, sondern sie gibt auch ihren Eltern Kraft in schwierigen Zeiten. So sagt Abby‘s Mutter: „Nach den langen und schweren Tagen im Krankenhaus steht man um 20.30 Uhr am Fenster und erfährt ein kleines bisschen Frieden und Glück.“
Ein anderer kleiner Patient teilte mit, dass er durch das Ritual weiß, dass er nicht allein kämpft. Lächelnd sagt er: „Mit der eigenen Lampe kann man auch ein kleines Zeichen von Liebe und Dankbarkeit zurücksenden. All die Menschen nehmen sich die Zeit uns zu grüßen. Es scheint nicht viel, aber es ist so bedeutungsvoll für uns!“
Während wir uns nun dem diesjährigen Weihnachtsfest nähern, frage ich mich, ob wir nicht irgendwie dieses wundervolle Krankenhaus-Ritual vom Hasbro Hospital ein wenig adaptieren und in unserem eigenen Leben anwenden können?
Wo auch immer Ihr gerade seid, bin ich mir sicher, dass es den ein oder anderen Menschen gibt, die sich über einen kleinen Gruß oder eine kleine Ermutigung von Euch freuen würde.
Also, zückt doch einfach Eure „Taschenlampen“ und macht diese festliche Jahreszeit ein ganz klein wenig heller, indem Ihr heute jemanden einen kleinen Gruß sendet, von dem Ihr wisst, dass er ein bisschen Licht & Liebe gebrauchen könnte.
In diesem Sinne, Frohes “Lichteln“ und Schöne Weihnachten!
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