Es war an einem dieser Tage, an denen alles schief zu laufen schien. Ich war gerade dabei, einem meiner Klienten zu helfen, sich auf ein wichtiges Meeting mit einem seiner Hauptkunden vorzubereiten, als wir feststellten, dass die in der Präsentation enthaltene Kalkulation einen erheblichen Fehler hatte. Dieser erwies sich nach genauerer Prüfung als so schwerwiegend, dass das gesamte Meeting auf den nächsten Tag verschoben werden musste.
Der Dramatik dieser Situation bewusst, ließ ich sofort alle anderen Aufgaben fallen und versuchte – mehr oder weniger verzweifelt – , das Problem in unseren Berechnungen zu verstehen. Die kalkulatorische Konstruktion war sehr komplex, aber wir mussten bis zum Abend in jedem Fall eine Lösung haben.
Stress! Druck! Angst! … drei der vier „apokalyptischen Reiter“ waren schon da.
Aber es sollte noch schlimmer kommen. Während ich mit der Lösung des einen Problems beschäftigt war, rauschte eine weitere Katastrophen-Mail in mein Postfach. Und die brachte mich vollends an die Kante eines kleinen Nervenzusammenbruchs. Ich hatte schon viele Monate zuvor eine große persönliche Veranstaltung für den Frühsommer geplant und dafür 22 Hotelzimmer gebucht. Nun teilte mir der Betreiber des Hotels mit, dass „aufgrund eines technischen Fehlers“ leider alle Zimmerbuchungen storniert werden müssten.
Wegen einer großen Sportveranstaltung in der Region waren alle anderen Hotels aber bereits ausgebucht. Das bedeutete, dass ich meine Veranstaltung absagen musste, zu der Gäste aus aller Welt eingeladen waren. Ein komplettes Desaster! Ich versuchte, meinen Kopf gerade zu halten. Aber an dem einen Problem zu arbeiten, während ich gleichzeitig über Lösungen für das andere Problem nachzudenken versuchte, war ein echter Killer.
Die mentale und intellektuelle Zermarterung dauerte schließlich bis 20 Uhr, dann hatten wir – nach stundenlangem Kalkulieren – zunächst das Gefühl, wenigstens eine Lösung für unseren Geschäftskunden gefunden zu haben. Zur Sicherheit vereinbarten wir noch eine Generalprobe der Präsentation für fünf Uhr in der Früh am nächsten Tag. Bezüglich des „Hotel-Problems“ half mir mein „Schatten des Egoismus“, den ich euch im vergangenen Newsletter beschrieben hatte.
Ich widersprach erst höflich, dann aber mit einiger Rigorosität. Und tatsächlich: Es dauerte lediglich zwei Tage und die 22 Reservierungen waren auf ganz wundersame Weise wieder aktiv. Puhhh, ich atmete tief durch. Beide Fälle waren harte Nüsse gewesen und doch am Ende ohne große Kollateralschäden geknackt.
Aber zu welchen Kosten?
Nachdem ich diese intensiven Tage durchgemacht hatte, kämpfte ich darum, mich halbwegs auf den Beinen zu halten. Ich war so müde, dass ich zwischen den virtuellen Meetings komplett ausgebrannt ins Bett kroch, um mich wenigstens für ein paar Momente auszuruhen. Und ebenso energielos schleppte ich mich auch ins nächste Wochenende, nicht sicher, wie ich mich wieder herstellen sollte.
Dazu muss ich erklären, dass ich jeden Samstagmorgen sechs Uhr an einer kleinen Meditationsgruppe teilnehme. An diesem Morgen tauchten nur Tony, Spitzname „Tone“, und ich auf. Zunächst dachten wir beide, es wäre besser gewesen auszuschlafen. Doch aus irgendeinem Grund machten wir trotzdem weiter. Zu meinem großen Glück kann, wie ich heute sagen. Denn diese Session entpuppte sich für mich als ein wahrer Game-Changer.
Nach einer kurzen Meditationsübung führte mich Tone wie schon so oft in die sieben Chakren, mit ihren kraftvollen Manifestationen ein. Je mehr ich ihm zuhörte, desto stärker fühlte ich die Energie in mein ausgepowertes System zurückfließen. Was war passiert?
Was vorab nicht schadet, zu kennen, sind die Details dieses Konzepts. Diese sieben Sätze sind Bestandteil der Meditation:
- Ich bin aufgehoben und sicher
- Ich bin geliebt und mir wird vergeben
- Ich bin stark und selbstbewusst
- Ich gebe und empfange
- Ich bin aufrichtig und mitfühlend
- Ich bin ruhig und klar
und schließlich 7.: Ich lebe und bin wach!
Nach dieser intensiven Session erzählte mir Tone noch von einem Workshop, den er am darauffolgenden Montag unterstützen wollte. Der Titel: „Die vergessene Kunst des Verweilens!“ Das ließ mich sofort hellhörig werden, denn es klang interessant. Also fragte ich, worum es dabei geht. Er antwortete mir mit der Rezitation eines Gedichtes des walisischen Lyrikers W.H. Davies. Sein Titel: „Nichtstun“.
Hier sind die Zeilen dazu:
Was ist das für ein Leben
Wenn wir voller Sorgfalt keine Zeit haben, zu stehen und zu starren.
Keine Zeit, unter den Ästen zu stehen und starren so lange wie Schafe oder Kühe.
Keine Zeit zu sehen, wann Wälder wir passieren, wo Eichhörnchen ihre Nüsse im Gras verstecken.
Keine Zeit zu sehen, in helles Tageslicht, Ströme voller Sterne, wie Himmel in der Nacht.
Keine Zeit, sich auf den Blick der Schönheit zu drehen, und beobachte ihre Füße, wie sie tanzen können.
Keine Zeit zu warten, bis ihr Mund das Lächeln bereichern kann, das ihre Augen begannen.
Ein armes Leben, wenn wir voller Sorgfalt keine Zeit haben, zu stehen und zu starren.
Da war sie, die große Message an mich. Nimm dir eine Auszeit! Jetzt! Stehe und Starre! Rieche! Mach Dir einen „Forrest-Gump-Tag“!
Ohne, dass ich auch nur ein Wort über meine Energielosigkeit gesagt hätte, gab mir Tone an diesem Samstagmorgen genau das, was ich gebraucht hatte. Er gab mir die „Erlaubnis“ zum Verweilen.
Genau das habe ich dann getan. Ich nahm mir Zeit. „Schwebend wie eine Forrest-Gump-Feder“ ließ ich mich durch den Tag treiben. Schlafen, Ausruhen, ein Fußballspiel schauen, mit Anne gemütlich zu Abend essen. Und allmählich verließ mich mein quälendes „Burnout-Gefühl“. Meine Energie kam zurück.
Was ich Euch mit dieser kleinen Anekdote ans Herz legen möchte: Wir alle haben ein sehr geschäftiges Leben. Wir alle kommen aus zwei Jahren Lockdown und Dauerausnahmesituation, und müssen irgendwie unser Leben neu takten. Vielleicht ist es normal, dass wir manchmal erschöpft sind. Vielleicht ist es normal, dass wir uns überwältigt fühlen von dem, was wir durchgemacht haben und womit wir uns gerade beschäftigen. Doch dieses Gefühl soll und muss kein Gefängnis werden.
Wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr euch zu oft und zu intensiv ausgebrannt und leer fühlt, dann möchte ich euch heute und hier eine „ERLAUBNIS ZUM VERWEILEN“ erteilen. Macht mal eine Pause! Lasst los! Entschleunigt! VERWEILT!
Und noch etwas: an dem Morgen mit Tone erzählte er mir auch von einem Lied, welches der Gastgeber des Workshops ihn gebeten hatte, auf der Ukulele vorzubereiten. Er fragte mich, ob ich es hören wolle. Natürlich wollte ich!
Jetzt, in diesem Moment, in dem Ihr diese Zeilen lest, will ich Euch ermutigen, für zweieinhalb Minuten die Füße hochzulegen. Hört Euch Tone‘s wunderbares Lied an und beobachtet, was es Euch sagt!
Text des Liedes „Bitte lass das gute Leben nicht an dir vorüberziehen!“
Song von Cass Elliot
Hast du jemals gelegen und dem Regen zugehört?
Hatten du jemals einen hausgemachten Apfelkuchen auf dem Gaumen gespürt?
Hast du jemals ein Kind beim Beten beobachtet?
Lass das gute Leben nicht einfach an dir vorüberziehen!
Hast du jemals eine Hand gehalten, um ihr Zittern zu beenden?
Hast du jemals gesehen, wie die Sonne den Himmel verlässt?
Hast du jemals eine Frau in den Armen gehalten, während sie schlief?
Lass das gute Leben nicht einfach an dir vorüberziehen!
Hast du jemals die komische Seite des Verlierens gesehen?
Hast du dich jemals hingesetzt und geweint?
Hast du dir jemals die Zeit genommen, deinem Nachbarn zu helfen?
Lass das gute Leben nicht einfach an dir vorüberziehen!
Und Tone fügte den folgenden magischen Vers hinzu:
Wenn du jeden Morgen verweilst, wenn du aufwachst,
Nimm all die Liebe wahr, die dich durchbringt.
Sei dankbar für die Menschen, die dich umgeben!
Dann lässt du dir das gute Leben nicht entgehen!
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